emotion banking/GeoMagis-Studie Bankenstruktur 2020: Warum fusionieren kleinere Banken?

Die Umfrage in der österreichischen und deutschen Banklandschaft führten das auf Analytik und Managementberatung spezialisierte Unternehmen emotion banking gemeinsam mit GeoMagis, einem Spezialisten für GeoMarketing durch. Hauptgrund für die Fusionen: Regulatorischer Druck.
"Die Banken stehen weiterhin vor zunehmend bedeutenden Herausforderungen. Regulatorischer Druck, Digitalisierung, sinkende Erträge sowie Zinstief und Konkurrenz durch FinTechs zwingen die Institute zum Umbau von Vertriebsstrukturen und Fusionen sowie zu Kosteneinsparungen durch Filialoptimierung",so Dr. Christian Rauscher, GF von emotion banking und Studienautor.
Fusionen mit anderen Banken im regionalen Wettbewerbsumfeld können hier eine Antwort sein. 74,8 Prozent der Befragten gaben an, dass sie noch nie fusioniert haben, jedoch arbeiten derzeit 42,4 Prozent an einem konkreten Fusionsvorhaben oder denken über Fusion nach. Es konnte bestätigt werden, dass zur Fusion mehrheitlich ökonomische Gründe, darunter auch Kostensteigerung der Digitalisierung und der IT-Landschaft führen. Der wichtigste Treiber ist jedoch der regulatorische Druck, welcher besonders die kleineren Banken derzeit zur Fusionen bewegt. In der Vergangenheit hingegen fusionierten mehrheitlich größere Banken, welche die Kostensenkungseffekte als wichtigsten Treiber angegeben haben. Die Stärkung der strategischen Position im Wettbewerb, sowie die Erfordernis der Spezialisierung und der Ausbau von Wissen und Fähigkeiten gehören zu den weiteren, wichtigsten Fusionsgründen.
Alternative zur Fusion
Eine Fusion ist laut Studienautoren aber nicht immer die beste Alternative. Viele der kleineren Banken, besonders unter 30 Mitarbeiter, versuchen, die Eigenständigkeit zu bewahren. In diesen Fällen werden vor allem bankenübergreifende Kooperation und Outsourcing an externe Dienstleister als mögliche Alternativen geprüft.
Wenn sich jedoch das jeweilige Institut zu einer Fusion entschlossen hat, beginnt ein häufig langjähriger Arbeitsprozess. Insgesamt betrachtet, werden die Erwartungen an die Fusion aber vollends erfüllt. Nach der tatsächlichen Durchführung beginnt jedoch die allerschwierigste Phase für das neu zusammengewachsene Institut: die Post-Fusionsphase. Diese dauert zwischen ein bis zwei Jahren, wobei ein Drittel der Befragten angegeben hat, dass diese bei ihnen nach wie vor nicht abgeschlossen ist. 80 Prozent der Banken schaffen es dann auch nur, eine gemeinsame Kultur zu bilden. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das Thema des Post-Fusionsmanagement unter den nachrangigen Faktoren gelandet ist, welche das Top-Management bei einer Fusion beachtet. Obwohl 87 Prozent der Befragten, sich bereits in der Planungsphase mit Maßnahmen zur Verschmelzung der beiden Unternehmenskulturen auseinandergesetzt haben.
Die Studie zeigte insgesamt eine gute Vorbereitung in der Planung und Durchführung einer Fusion. Die Konzentration während der Durchführung der Fusion liegt nicht nur auf den technischen Mitteln und Prozessen, sondern der Faktor Mensch wird ebenfalls berücksichtigt. Die Kommunikation an die Mitarbeiter über die Fusionsplanung und auch die einzelnen Schritte ist zwar nach wie vor unter den relevanten Planungsthemen, nicht alle Mitarbeiter fühlen sich aber über die individuellen Auswirkungen der Fusion informiert, hier besteht sicher noch Optimierungsbedarf. Durchaus positiv ist aber die Außenwirkung einer Fusion zu sehen, vor allem das Vertrauen der Kunden in die Bank wird gestärkt
Der derzeitige Wandel im Bankensektor kann auch durch die Veränderungen der Standorte – also ihrer Lage und Anzahl – festgemacht werden. Filialschließung zählt dabei zu einer beliebten Kostenreduktionsmaßnahme. Nicht selten führt jedoch eine geschlossene Filiale zum Ärgernis beim Kunden, da dieser für Bankgeschäfte vor Ort weiter anreisen muss oder der bekannte und vertraute Berater wegfällt, wodurch eine Abwanderung des Kunden zum (Online) Wettbewerber nicht ausgeschlossen werden kann. In diesem Fall muss die Bank besonderes Augenmerk auf das Kundenerlebnis haben.
Fast alle Befragten sind sich einig: Markenpräsenz durch die Filiale spielt nach wie vor eine sehr große Rolle. Somit ist nicht verwunderlich, dass mehr als die Hälfte der Befragten eine Filiale aufgrund eines passenderen Standorts oder weitere 21,1 Prozent wegen Präsenz in einer Wachstumsregion eröffnet haben.
"Im Jahr 2020 setzen die meisten Befragten ihre Karten auf eine Beratungsfiliale. Für etwa jede zweite Bank ist ein umfassendes Kompetenzzentrum mit Flagshipstore in der Zukunft relevant. Den Trend der digitalen Filiale für Online Beratung haben allerdings nur 37,5 Prozent der Befragten auf der Agenda, und das trotz Zunahme des Angebotes von FinTechs und Co. Trotz dieser recht genauen Vorstellung können hingegen 65,4 Prozent der Befragten den Kostenaufwand noch nicht einschätzen. In einem sind sich aber fast drei Viertel der befragten Banken heute schon einig: der Personalstand ist zu hoch“, so Rauscher.
Zur Studie:
emotion banking führte gemeinsam mit GeoMagis eine Umfrage in der österreichischen und deutschen zentralen und dezentralen Banklandschaft durch. Via Onlineumfrage wurden Vorstände und Geschäftsleiter sowie Führungskräfte eingeladen, zu den zwei Themenschwerpunkten Fusion und Filialoptimierung ihre Meinung abzugeben. Insgesamt haben 198 Personen in Führungsposition geantwortet. Etwa drei Viertel der Studienteilnehmer haben noch keine Fusion durchgeführt, allerdings arbeiten derzeit etwa 42 Prozent konkret an einer Fusion, hier vor allem aus regulatorischem Druck. Filialoptimierungen führten immerhin etwa 35 Prozent der Befragten in den vergangenen zwölf Monaten durch.
dr
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