Vorschau GOR 2023 in Kassel „Auch beim Best Practice-Award gilt: Der Pokal hat seine eigenen Gesetze“

Der Best Practice-Award auf der GOR zeichnet seit vielen Jahren Beiträge aus, in denen Methoden der Online-Forschung einen besonderen Wertbeitrag für Unternehmen geliefert haben. Dieses Jahr pitchen wieder vier Beiträge, alle mit deutlichem KI-Bezug, um den Titel. Wir sprachen mit Session Chair Alexandra Wachenfeld-Schell und Jury-Mitglied Yannick Rieder, was die Konferenzbesucher in Kassel vom 20. bis zum 22. September erwartet.

Nicht nur beim DfB-Pokal gewinnt manchmal der Underdog, wie hier Viktoria Köln gegen Werder Bremen in der ersten Runde des diesjährigen Wettbewerbs. Auch der Best Practice Award hat seine eigenen Gesetze (Bild: picture alliance / Maximilian Koch | Maximilian Koch).

Der Best Practice Award ist dieses Jahr, wie auch 2022, wieder mit vier spannenden Beiträgen am Start. Das waren in der Vergangenheit auch schon mal mehr. Wie verlief der Call for papers dieses Jahr?

Alexandra Wachenfeld-Schell: Die Beobachtung ist richtig. Auf den GOR Koferenzen vor der Pandemie gab es schon einmal stärkere Jahre mit mehr Einreichungen. In diesem Jahr wurden jedoch wieder mehr Beiträge eingereicht als in den vergangenen drei Jahren, was uns sehr freut und die Relevanz des Awards bestätigt. Überhaupt ist das Wichtigste für uns, dass die Qualität stimmt. Für die Auswahl sorgt, wie gewohnt, ein Peer Review-Prozess mit Vertretern aus der Praxis. Dies kann, wie in diesem Jahr, dazu führen, dass nicht jede Einreichung auch nominiert wird.

Yannick Rieder: Es muss eben eine herausragende Anwendung aus der Toolbox der Online-Forschung oder Data Science sein, bei der nicht nur die Methode, sondern auch die erfolgreiche Implementierung zählen. Wir sind überzeugt, dass gerade in angespannten Zeiten wie diesen besonders viel Kreativität und Innovationsgeist gefordert ist und gerade deshalb sehr viele spannende Projekte in der internationalen Marktforschungswelt existieren. Uns ist aber auch klar, dass nicht immer die Zeit und Muße da ist, sich neben den täglichen Herausforderungen einem weiteren Contest zu stellen.

Dass sich dann aber doch regelmäßig viele mit Einreichungen für den Best Practice Award bewerben, belegt die Bedeutung für die angewandte Forschung.

Das Hype-Thema dieses Jahr war bislang KI. Auch in den Einreichungen für den Best Practice Award scheint sich das widerzuspiegeln. Hat man mit einem Thema ohne KI dieses Jahr überhaupt eine Chance auf den Sieg?

Alexandra Wachenfeld-Schell: Die Frage stellt sich dieses Jahr nicht wirklich, weil alle vier nominierten Beiträge zumindest in Teilen auf KI-Anwendungen setzen. Im Ernst: Wir haben bei der GOR auch eine ziemlich große Anzahl an Beiträgen, die sich zum Beispiel mit grundlegenden Survey Design-Fragestellungen beschäftigen. Gute Forschung bildet eben meist die Basis für sinnvolle und erfolgreiche Anwendungen von KI.

KI ist kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug, um Forschungsfragen effizient und präzise zu beantworten.

Wie bei jedem anderen Werkzeug auch gibt es sinnvolle und weniger geeignete Einsatzbereiche. Natürlich werden trainierte Modelle in der Online-Forschung an vielen Stellen von der Rekrutierung bis zur Analyse genutzt und sind hier auch bald nicht mehr wegzudenken. Aber es gibt Bereiche, bei denen KI bewusst und im Forschungskontext sinnvollerweise nicht das Mittel der Wahl ist und deren Output sich definitiv nicht verstecken muss, nur weil es keine KI enthält. Wir würden auch gern sehen, dass sich dieser Methoden-Mix noch etwas mehr im Best Practice Award widerspiegelt, aber zum Glück gibt es ja noch viele andere Sessions, in denen es nicht nur um KI geht.

Ihr habt ja bereits einige Wettbewerbe in den vergangenen Jahren erlebt. Welche Tipps würdet Ihr den Kandidaten für Ihre Präsentation geben wollen?

Yannick Rieder: Neben dem reinen Inhalt zählt auch die Qualität der Präsentation oder, überspitzt gesagt, die Show. Das kann am Ende schon auch das Zünglein an der Waage sein. In meinen Augen sollte daher die Leidenschaft für das Projekt rüberkommen. Zudem darf die Erläuterung des Impacts für das Unternehmen nicht zu kurz kommen. Da die Vortragenden dafür nur knapp 20 Minuten Zeit haben, kommt es darauf an, den Case möglichst anschaulich an Beispielen zu erläutern und sich dabei auf das Wesentliche zu konzentrieren. Der große Vorteil ist, dass das Publikum vom Fach ist. Außerdem sind wir als Marktforschende darin geübt, Wissen zu verdichten und auf den Punkt zu präsentieren. Daher bin ich mir sicher, dass die Session mindestens so spannend wird wie in den vergangenen Jahren.

Die DGOF feiert dieses Jahr ihres 25jähriges Jubiläum. Ganz so alt ist der Best Practice Award ja noch nicht. An welchen Best Practice-Gewinner der letzten Jahre könnt Ihr Euch noch gut erinnern? Welche Präsentationen haben sich bei Euch ins Gedächtnis eingebrannt?

Alexandra Wachenfeld-Schell: Für uns als Zuschauer wie auch als Chair(s) war die Session immer eines der Highlights, weil nicht nur eine innovative Idee präsentiert wird, sondern sie ihren Praxistest bereits erfolgreich absolviert hat und damit ihr Nutzen unmittelbar und authentisch erlebbar ist.

Die Sicht des Kunden macht den Best Practice Award so einzigartig.

Die Cases werden dadurch viel nachvollziehbarer, der Nutzen klar und inspirieren sicher viele, sich zu überlegen, wo eine solche Anwendung in ihrem Umfeld sinnvoll sein könnte.

Yannick Rieder: Ich möchte keinen Beitrag besonders hervorheben. Natürlich erinnert man sich aus anderen Gründen ganz besonders an die eigenen Einreichungen. Die Vorbereitung, der Nervenkitzel in der Session, der Austausch mit Kollegen und Kolleginnen danach und die Spannung, ob man nun den Pokal bekommt oder nicht. Nicht zu vergessen, die Freude oder der Schock nach der Verkündung auf der Party. Man kann daher sehr gut mit den Nominierten mitfühlen, wenn sie präsentieren dürfen, und das macht es eben aus. Auch beim Best Practice gilt: Der Pokal hat seine eigenen Gesetze und dabei sein ist alles!

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Über die Personen

Alexandra Wachenfeld-Schell ist Senior Research Director bei der GIM Gesellschaft für innovative Marktforschung. Sie begann ihre Arbeit in der Marktforschung vor mehr als 20 Jahren als Projektmanagerin beim LINK Institut. Über zehn Jahre lang war sie als Research Director/ Mitglied der Geschäftsleitung bei LINK für die strategische Ausrichtung und Geschäftsentwicklung im Bereich der Online-Forschung verantwortlich. Ihr besonderes Interesse gilt neben der Online- und Methodenforschung vor allem... mehr

Yannick Rieder ist Market Research Manager bei der Janssen, der Pharma-Sparte von Johnson & Johnson, und dort verantwortlich für internationale Studien. Seine Leidenschaft ist die Implementierung von innovativen Ansätzen zur Generierung von tiefgreifenden Kunden- und Markterkenntnissen. Dies setzt er bereits seit über 10 Jahren sowohl auf Agentur- als auch Unternehmensseite erfolgreich um. Er ist darüber hinaus Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Online-Forschung (DGOF).

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