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Artikelserie "Trend- und Zukunftsforschung" - Teil 2: Auf was wird es ankommen? Wie die Trend- und Zukunftsforschung der Wirtschaft nützt
Eine Expeditionsserie von Oliver W. Schwarzmann, Vordenker & Publizist
Im ersten Teil dieser Themenexpedition zu den Möglichkeiten und Methoden der Trend- und Zukunftsforschung habe ich über deren grundlegende Ausrichtung berichtet. Beide Forschungsdisziplinen sind eng miteinander verwoben, bilden jedoch jeweils eigenständige Segmente. Während sich die Trendforschung auf sichtbare Strömungen, Tendenzen und Entwicklungsverläufe in der Gegenwart konzentriert, arbeitet die Zukunftsforschung mit Prognosen, Vorhersagen und Szenarien. So gesehen ist die Trendforschung der Zukunftsforschung vorgelagert, schafft sie mit ihrer Analyse das informelle Fundament, um daraus Folgeabschätzungen ableiten zu können, die für Zukunftsbeschreibungen genutzt werden.
Das Schwierige daran ist, dass Trenderscheinungen zunehmend als punktuelle Phänomene auftreten und sich nur sehr kurzfristig in einer Art "Folge-Zukunft" manifestieren. Stringenz, Kontinuität und Linearität eines Trends sind in einer komplexen und dynamischen Welt nicht mehr gegeben – aufgrund der zunehmenden Anzahl von Einflussfaktoren und der steigenden Geschwindigkeit ihrer Wechselwirkungen verwandeln sich Entwicklungsmuster in vielschichtige, permanent variierende und sich schnell verändernde Anordnungen. Um sich das besser vergegenwärtigen zu können, nutze ich gerne den Vergleich mit einem Kaleidoskop, das Sie vielleicht noch als Spielzeug aus Ihrer Kindheit kennen - ein Rohr, durch das man blickt und an dessen Ende sich verschiedene Farbteile befinden, die sich durch das Drehen immer wieder neu formieren. Stellen wir uns diesen Effekt zudem in einem immer schneller werdenden Wachstum vor, bekommen wir ein ungefähres Bild über die Entwicklung einer komplexen Welt.
Dieser strukturelle Wandel fordert in der Forschung eine Neujustierung ihrer Methodenkultur: Sie selbst muss alle Eigenschaften der Komplexität in sich aufnehmen, will sie sich nicht auf eine Verbreiterung ihres Fokus einlassen, die eine hohe Unschärfe oder Simplifizierung der Ergebnisse zur Folge hätte. Die Trend- und Zukunftsforschung wird sich in den kommenden Jahren deswegen differenzieren und zugleich diversifizieren, wird ihre ganzheitliche und interdisziplinäre Ausprägung verstärken und enge Kooperationen mit anderen Forschungsdisziplinen eingehen.
Im zweiten Teil unserer Themenexkursion wollen wir uns zunächst mit den verschiedenen Methoden der Trend- und Zukunftsforschung beschäftigen. Hier ein kurzer Überblick in alphabetischer Reihenfolge, wegen der mittlerweile hohen Begriffsvielfalt ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Befragungen:
Umfrage/Interviews zur Ermittlung von Meinungen, Einstellungen, Motive, Erwartungen
Chartanalyse:
Vorhersage insbesondere von zukünftigen Aktienkursen auf Basis der Bewertung historischer Verlaufsmuster
Delphi-Methode:
Befragungen von Experten über deren fachspezifische Annahmen und Urteile über zukünftige Entwicklungen
Extrapolation:
Hochrechnung von Zukunftswerten auf Basis statistischer und angenommener Datengrundlagen
Indikations-Berechnungen:
Kalkulation von ökonomischen/unternehmerischen Kennzahlen
Potenzial-Einschätzung/Schätzung:
Veranschlagung von Zukunftswerten ohne exakte Berechnung
Prognose:
Überbegriff für Vorhersagen, die mit unterschiedlichen Methoden ermittelt werden
Simulationen:
durch Einsatz von VR-Technologien visualisierte Zukunftsbilder/Storyboards, Entwurf von multimedialen Projektionswelten
Szenariotechnik:
Entwurf von Projektionen/Zukunftsbildern unter Einbezug markt- und unternehmensspezifischen Indikatoren, gegliedert nach Eintrittswahrscheinlichkeiten
Think-Tanks/Innovations-Labs:
Zusammenschluss/ Gruppierung von Personen, die Ideen, Konzepte und Strategien erarbeitet
Trend-Scouting/Beobachtung/Monitoring:
Erfassung von Strömungen, Tendenzen, Entwicklungsverläufen durch Beobachter/Innovateure (Scouts)
Zukunfts-Assoziations-Methode ®:
eine von mir entwickelte Methode zur Herstellung von Zukunftsbildern mittels einer neuro-semantischen Technik
Zyklische Betrachtungen:
Ableitung von Zukunftsentwicklungen auf Basis sich wiederholender Zyklen bzw. Zyklenmuster, insbesondere die vom russischen Ökonomen Nikolai Kondratieff formulierten langen Wellenbewegungen sind populär
Viele Forschungsinstitute haben aus und zu diesen Methoden eigene Instrumente und Verfahren entwickelt, weshalb es mittlerweile eine Vielzahl an Begriffen und Programmen gibt.
Wie kann man nun die Trend- und Zukunftsforschung einsetzen?
Auf diese Frage möchte ich ebenfalls mit einem kurzen Überblick antworten, ebenso in alphabetischer Reihenfolge und wieder aus genanntem Grund ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Business-/Investitionsplanung:
Erkennen und Abschätzen von Marktpotenzialen, Zukunftsressourcen und Entwicklungsoptionen als Grundlage für strategische und kalkulatorische Vorhaben
Frühwarnsystem:
Nutzung von Prognosen, Trendanalysen, Tendenz- und Strömungsbeobachtungen zur Erkennung und Vorbereitung auf negative Entwicklungen
Innovation:
Entwurf von Zukunftsbildern für den Ausbau des kreativen Potenzials (Strategien, Konzepte, Produkte)
Motivation:
Ausprägung von Zukunftsvorstellungen als Mittel für die Erzeugung von Zuversicht und Sicherheit
Orientierungs- und Entscheidungshilfe:
Ermittlung von aussagefähigen Informationen für kurz-, mittel- und langfristige Planungs- und Strategiemodelle
Sensibilisierung:
Marktbeobachtung und vorausschauendes Denken und Handeln zur Erhöhung der Aufmerksamkeit für Veränderungen
Unternehmensentwicklung:
Trendsensibilität und Zukunftsbewusstsein zur Schärfung des Blickfelds für neue Chancen und Steigerung der Anpassungsfähigkeit
Wie im ersten Teil bereits angeführt, ist das grundlegende Ziel der Trend- und Zukunftsforschung, einen Perspektiven- und Orientierungsrahmen zu bescheiben, der sowohl eine adäquate Vorbereitung auf Entwicklungstendenzen als auch kreative Spielräume für Innovationen ermöglicht. Dabei gilt es, sich auf die zunehmende Komplexität einzustellen und die Methoden entsprechend zu erweitern.
Der Unternehmenserfolg ist im wachsenden Maß abhängig von der Fähigkeit, schnell reagieren zu können – hierfür sind Marktkenntnis, das Denken in Zusammenhängen, Intuition und Improvisationskunst unabdingbar. Hinzu kommt die Eigenschaft des kreativen Weitblicks – in den einerseits gesättigten und andererseits orientierungssuchenden Märkten stehen vor allem Unterscheidungsmerkmale, Innovation und Zukunftsvertrauen im Mittelpunkt unternehmerischer Attraktivität. Daher lege ich auch den Schwerpunkt meiner Arbeit verstärkt auf die Entwicklung von Zukunftsbildern, denn auf die bloße Analyse von Trends. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor liegt aus meiner Sicht für ein Unternehmen darin, von Trends unabhängig zu sein. Am besten als Initiator einer zeitlosen Bewegung. Ich glaube: Wer den Kunden die bessere Zukunft bietet, dem werden sie folgen.
Wie das geht?
Das versuche ich in Teil 3 zu beantworten.
Weitere Informationen zum Unternehmen auf marktforschung.de:

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