Angst vor der Zukunft?

Oliver W. Schwarzmann, Zukunftsforscher und Publizist
Von Oliver W. Schwarzmann
Nein.
Wir brauchen keine Angst mehr vor der Zukunft zu haben.
Mittlerweile hat sie Angst vor uns.
Spannungen, Drohungen, Sanktionen und Spaltung – die Ukraine-Krise ist nur ein weiterer Punkt auf der langen Liste der Menschheit, der wieder einmal mehr als deutlich macht, weshalb Außerirdische bei uns nicht landen wollen.
Kein Wunder, einer hoch entwickelten Spezies müssen unsere Gebärden absurd erscheinen, zeigen sie doch, dass wir eigentlich nichts dazulernen.
Auch einseitige Schuldzuweisungen und das Ausmachen eines Bösewichts gehören dazu; Krisen, das müssten wir nunmehr gelernt haben, wurzeln in viel komplexeren Ursachen, als sie mit schwarzweißem Schubladendenken jemals erfasst werden könnten.
Derweil haben wir doch alle eine bewegte Vergangenheit, die uns wenn, dann eines lehrt - sie nicht zu wiederholen.
Zwar engagiert sich die Politik um diplomatische Lösungen und gefällt sich auch in der Rolle der Deeskalations-Bemüherin, andererseits werden sogleich rhetorische Phrasen vergangener Alt-Rivalitäten, nun die des Kalten Krieges, ausgepackt, und das nicht nur in Talkshows.
Aber es gibt keinen Kalten Krieg – kein Krieg, egal, in welcher Form, kann einen kalt lassen.
Krieg ist einer Spezies, die sich selbst für hoch entwickelt hält, nicht würdig.
Und ja, vieles dürfte man von einer solchen Lebensform nicht erwarten, wie Hunger, Raubbau, Umweltzerstörung, Betrug, Steuerhinterziehung. Der Mensch ist von allen Schädlingen eine Gattung, die sich bevorzugt selbst schadet.
Da sind wir wieder bei den Aliens – das zuletzt Aufgezählte sind schon stichhaltige Gründe für den bisher noch nicht erfüllten, extraterrestrischen Kontakt.
Und nicht etwa, weil es keine Außerirdischen gibt.
Ich glaube fest daran: Es gibt intelligentes Leben im All. Außer uns.
Vielleicht ist ja die Wirtschaft an allem schuld.
Wie viele sagen.
Schließlich wird die Ökonomie von einem rigorosen Kosten-Nutzen-Denken beherrscht, und die Bankenkrise hat geradezu beeindruckend zutage gefördert, dass der Mensch den Hals nicht vollkriegt. Vor allem Banker standen und stehen immer noch am Pranger – weiße Hemden sind eben keine weißen Westen.
Aber auch andere Lichtgestalten warfen enorme Schatten und mussten kleinlaut zugeben, Steuern in zweistelliger Millionenhöhe hinterzogen zu haben.
Ein Skandal, freilich. Die wir aber brauchen, die Skandale, weil sie uns wach halten.
Und bei jedem Fall sind wir aufs Neue bestürzt.
Es fällt uns halt schwer zu glauben, dass Menschen, die ganz nach oben gekommen sind, auch niedere Beweggründe haben.
Manager sind uns ja generell ein Dorn im Auge, müssen wir doch immer wieder dabei zusehen, wie sie aus Unvermögen Kapital schlagen. Auch eine Kunst.
Aber als Normalbürger ist man sprachlos, muss man mal sagen.
Gut, Manager müssen auch was einstecken können. Ein Schelm, wer da an deren Taschen denkt.
Dennoch: Mit ehrlicher Arbeit scheint man nicht mehr seinen Lebensstandard halten zu können.
Früher schützte Arbeit vor Armut, heute vor Reichtum, so der Eindruck.
Und die Umverteilung läuft auf Hochtouren; der einstige, starke Mittelstand ist nur noch Mittelmaß, und immer weniger haben immer mehr auf der hohen Kante.
Doch – ist die Wirtschaft tatsächlich daran und an vielem mehr schuld?
Ich weiß nicht.
Zerstören wirtschaftliche Interessen tatsächlich Sitten und Klima?
Freilich, Interessen sind nicht der Plural von Interesse, zumindest nicht der moralische.
Und gerade Letzteres ist notwendig, um die Welt und uns überhaupt verstehen zu können.
Ein Blick in die Historie zeigt aber auch, dass immer, wenn wirtschaftliche Interessen politisiert wurden, es zu Auseinandersetzungen kam.
Die Wirtschaft, und hierfür gibt es viele Beispiele, setzt auf Kooperation, nicht auf Rivalität. Mit letzterer schadet sie sich nur selbst.
Die Ökonomie hat ein großes Interesse an Weltfrieden und Ressourcenschonung, denn das alleine stabilisiert ihre Märkte und sichert die Zukunft.
Natürlich, wir machen die Unternehmen für Raubbau, Ausbeute und Unterdrückung verantwortlich, aber hat da nicht auch die Politik ihre Hände im Spiel?
Ist es nicht so, dass gerade mit der Hilfe der Politik wirtschaftliche Interessen ganz anders, als es marktökonomisch sinnvoll wäre, durchgesetzt werden können?
Ist die Korruption nicht ein politisches Problem?
Liefert sie den wirtschaftlichen Interessen nicht oft genug ein moralisches Gewand?
Sogar der Umverteilung Vorschub?
Und haben wir nicht schon mehrfach die Resultate gesehen, wenn die Ökonomie politisiert wird?
Wäre dasselbe auch in der Umkehr herausgekommen?
Und die Gier?
Nun, das ist ein menschliches Problem. Als Banker damals habe ich schnell gelernt: Nicht das Geld verdirbt den Charakter. Es verhält sich umgekehrt.
Dabei will ich nicht das tun, was leider häufig passiert – Politik und Wirtschaft gegeneinander auszuspielen. Beides ist wichtig und elementar. Die Politik als werteorientierte Organisation des Zusammenlebens von Menschen. Auch mit der entsprechenden Macht und den Institutionen ausgestattet, um die vereinbarten Regeln der Gemeinschaft bewahren, durchsetzen und sie weiterentwickeln zu können. Nicht aber, um eigene Machtansprüche und Ideologien zu institutionalisieren und der Gesellschaft aufzuzwingen.
Die Wirtschaft ist ebenfalls eine werteorientierte Organisation des Zusammenlebens von Menschen. Mit dem Ziel des gemeinschaftlichen und individuellen Fortschritts. Die Wirtschaft ist ein Forum für Evolution und Selbstverwirklichung. Und nicht nur eine Plattform für Einkommenssicherung, Gewinn und Macht. Politik und Wirtschaft sind beide Interessenvertretungen und unterliegen demselben Werte- und Regelkatalog. Und in beiden Bereichen handeln Menschen für Menschen, das ist ihr Ursprung und gemeinsamer Nenner. Politik und Wirtschaft sind Systeme, die Individualität fördern, aber letztlich für die Gemeinschaft agieren. Ohne eine funktionierende Gemeinschaft, ist Individualität zweck- und wertlos.
Anderseits bringt auch nur eine Gemeinschaft Egoisten hervor.
Denn Gemeinschaften machen Unterschiede sichtbar.
Wunderbar, wenn eine Gemeinschaft begreift, dass nur Vielfalt zu einer Einheit führen kann. Dass Unterschiede bereichern und nicht die Ursache für Ungerechtigkeiten sind.
Politik und Wirtschaft sind nur dann erfolgreich, wenn sie zusammenwirken, sich ergänzen. Gerade, weil sie mit unterschiedlichen Strukturen arbeiten.
Das ist für uns Menschen grundsätzlich - miteinander auszukommen heißt aufeinander zuzugehen.
Das gilt nicht nur für die Ukraine-Krise, sondern für das ganze Universum.
Vielleicht macht ein Außerirdischer ja bald den ersten Schritt.
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