Jörg Kunath, mindline "Wir stehen erst am Anfang von einer ganzen Reihe an digitalen Innovationen"

Die digitalen Innovationen in der Marktforschungsbranche stehen laut Jörg Kunath, Geschäftsführer von mindline, noch ganz am Anfang. Er sitzt beim diesjährigen Start-Up Pitch in der Jury und gibt erste Einblicke in die Innovationen der teilnehmenden Finalisten.

Wie steht die Marktforschungsbranche in puncto Innovationen momentan da? Wie bewerten Sie die Situation?  

Jörg Kunath: Sie steht gut da, und die fünf ausgewählten Kandidaten zeigen das auch schön. Ich denke, die Mafo-Branche steht in puncto Innovation deswegen gut da, weil viel mit Tools und Ansätzen experimentiert wird, die eigentlich gar nicht aus der Marktforschung kommen, aber für diese eingesetzt werden.

Es werden also nicht alte, bewährte Methoden immer weiter verfeinert, sondern es kommen neue basale Techniken hinzu, mit denen man etwas Neues kombinieren kann.

Die diesjährigen Teilnehmer zeigen dies z.B. durch den Einsatz von NLP, Nutzung von Social Media für die Forschung und Deep Learning. Das eröffnet eine frische Perspektive und neue Wege im Denken, z. B. Kombinationen mit bereits etablierten Ansätzen wie IAT bei Supra Tools. Und diese Herangehensweise kann aus methodischer Sicht nur gut sein. 

Wo sehen Sie hinsichtlich Innovationen eine Lücke in der Marktforschungsbranche? Sind bei dem diesjährigen Start-up Pitch Innovationen dabei, die diese Lücke schließen könnten?  

Jörg Kunath: Beim Durchlesen der fünf Kandidaten dieses Pitchs ist mir klar geworden, dass zwei von ihnen systematisch Social Media nutzen, um daraus Erkenntnisse für die Marktforschung zu gewinnen (pivoty mit NLP und horizon mit Kampagnen). Und das machen sie anders und kreativer als das mit dem schon lange verfügbaren Social Media Listening möglich war. Ich denke, allen in der Marktforschung ist klar, dass das, was die Konsumenten und Konsumentinnen in Social Media besprechen oder teils auch erklären (z.B. in Youtube Videos), irgendwie inhaltlich relevant und methodisch interessant ist. Aber wenig wurde dies bislang in der klassischen Marktforschung als Ergänzung zu befragungsbasierter Marktforschung genutzt. Und hier könnten die neuen Ansätze helfen, diese Lücke zu schließen. 

Braucht die Branche Ihrer Meinung nach überhaupt neue Innovationen?  

Jörg Kunath: Da ich selbst Forscher bin und wenn man selbst tief in den Forschungs- und Erkenntnisprozess involviert ist, weiß man, welche Ansätze und Methoden ganz gut funktionieren und man weiß aber auch um Unschärfen und Unzulänglichkeiten bestehender Methoden und Verfahren. Beides ist gut und wichtig, um Kunden und Kundinnen beraten zu können. Daher denke ich aber eben auch, dass es neue Ansätze braucht, weil wir erst an einem Anfang von einer ganzen Reihe an digitalen Innovationen stehen.

Ich warte eigentlich noch auf den Beginn der Digitalisierung in der Marktforschung, denn im Moment digitalisieren wir lediglich einige Aspekte des Marktforschungs-Frontends sowie der Produktionsprozesse. 

Inwiefern halten Sie die diesjährigen Innovationen der fünf Pitch-Finalisten für wirklich neuartig?   

Jörg Kunath: Vier der fünf Nominierten experimentieren mit technologischen Neuerungen, verknüpfen sie mit oder machen sie zumindest verfügbar für die Marktforschung. Und das fünfte Unternehmen, Salution, schlägt nicht weniger als einen Paradigmenwechsel in dem Thema Mitarbeiterzufriedenheit und mentaler Gesundheit vor, was mir auch sehr zeitgemäß scheint. Also in diesem Sinne ja, alle fünf Nominierten gehen einen neuen, jeweils eigenständigen Weg. 

Jetzt kostenfrei für den Start up-Pitch am 22. November, 15h, anmelden.

Sie sind zum ersten Mal als Sponsor und auch Jury-Mitglied beim Start-up Pitch dabei? Was hat Sie zur Teilnahme bewegt?  

Jörg Kunath: Wir verfolgen bei mindline bereits seit gut sechs Jahren die Strategie, technologische Neuerungen zwar auch selbst voranzutreiben, aber mit unserem sogenannten ‚Competence und Innovation Centre‘ gezielt auf die Suche nach potenziellen Tool- und Technologiepartnern zu gehen, mit denen wir möglicherweise im Sinne unserer Kunden kooperieren können. Und dazu passte die Idee des Start up Pitches so gut, dass ich direkt zugesagt habe, als wir angefragt wurden. Vielen Dank übrigens nochmal dafür! 

Die fünf Finalisten haben sieben Minuten, um ihre Innovation bei dem Start-up Pitch vorzustellen. Ist es bei mindline noch gang und gebe solche sogenannten “Elevator-Pitches”, die nur wenige Minuten dauern, zu Ihren Innovationen/Produkten für die Vermarktung einzustudieren? Was ist für Sie das Schwierigste daran? Worin besteht die größte Herausforderung?  

Jörg Kunath: Nein, das ist bei uns nicht üblich, aber ich vermute, das liegt daran, dass wir uns auch zu wenig selbst vermarkten. Die Herausforderung ist dabei aber sicher, sowohl den Kern der Innovation bzw. des Ansatzes klar rüberzubringen, als auch ein paar Anwendungsbeispiele so zu zeigen, dass man das Gefühl hat, es halbwegs nachvollziehen zu können. Denn dann versteht man auch, was der neue Ansatz bringen kann und für wen. 

Jetzt kostenfrei für den Start up-Pitch am 22. November, 15h, anmelden.

 

Über die Person

Jörg Kunath ist seit 2016 Geschäftsführer von mindline und kann auf insgesamt 20+ Jahre Research-Erfahrung (Ipsos, Dialego) zurückgreifen. Er ist Experte für Marken und Grundlagenstudien und Spezialist u.a. für Segmentierungsstudien. Darüber hinaus leitet er das Competence & Innovation Center (CIC). Das CIC umfasst ein interdisziplinäres Team aus Forschern, Programmierern und Feld-Spezialisten, das neue Entwicklungen in Technologie, Theorie und Methodik beobachtet, um die vielversprechendsten... mehr

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