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- Dossier: Storytelling & Data Viz
von Michael Rossié, Sprechtrainer & Coach, Certified Speaking Professional und Vizepräsident des Deutschen Rednerverbandes GSA
Können Sie sich vorstellen, dass 1,2 Millionen Menschen sich freiwillig einen Vortrag über die statistische Häufigkeit von Verspätungen der Bundesbahn ansehen? Oder sogar mehr als 4 Millionen über das Auftreten von Fehlern beim Scannen von Dokumenten mit Xerox-Computern? Unvorstellbar - und doch ist es so. David Kriesel schauen Millionen mit Begeisterung zu, weil er aus Big Data einen sehr unterhaltsamen Krimi macht. Das ist spannender als jeder "Tatort".
In dieser Ausgabe:
Die Geschichte der Menschheit in 18 Minuten (David Christian)? Ein Vortrag über Physik nicht mit Powerpoint, sondern mit Tänzern (Johan Bohannon)? Das Rätsel um das Aussehen von Leonardo Da Vinci als fünfminütige Kriminalgeschichte (Siegfried Woldhek)?
Jemand, der heute Daten und Forschungsergebnisse vorstellt, steht nicht in erster Linie in Konkurrenz zu den Rednern vor oder nach ihm, sondern er steht in Konkurrenz zu Rednern auf der ganzen Welt. Während ein Forscher vor 20 Jahren noch behaupten konnte, dass seine Zahlen nun mal nicht spannend seien, dass er für die Präsentation genügend Zeit brauche und dass das Ganze ein wenig kompliziert sei, machen Redner heute vor, wie spannend Forschung sein kann, und zwar selten länger als 20 Minuten und äußerst unterhaltsam.
Wenn Sie jetzt denken, dass das ja nicht für Ihr Thema gilt oder dass Sie ja nur in der eigenen Firma präsentieren, würden Profis nur lächeln. Sind die Kunden des Chefs nicht die Mitarbeiter? Unternehmen geben riesige Marketingbudgets aus, um den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen. Aber wenn es um die Kommunikation mit den eigenen Mitarbeitern geht, werden auf einmal andere Maßstäbe angelegt. In der Welt der Profis gibt es für jeden Redner einen Marktwert. Sie können Zeitmanagement für 500 Euro bekommen, Sie können für den Vortrag aber auch achttausend Euro zahlen. Ein Gedächtnistrainer wie Gregor Staub kommt sogar umsonst, weil er sicher ist, am Ende des Vortrages für einen fünfstelligen Betrag Kurse verkauft zu haben.
Für Menschen, die jeden Tag auf der Bühne stehen, geht es ständig darum, wie man Reden verbessern kann und welche Mechanismen funktionieren, um ein Publikum zu begeistern. Der Verband der professionellen Vortragsredner (GSA) hat eine eigene Akademie, an der sich die Teilnehmer an 12 langen Wochenenden im Jahr genau damit beschäftigen. Da guckt man dann nicht, was die alten Griechen gemacht haben, sondern vergleicht sich mit den großen Vortragsrednern, die wissen, wie man das Publikum fesselt.
Wenn Sie jetzt glauben, dass es da um das Zählen von "Ähs", eine gerade Körperhaltung oder den optimalen Platz für die Hände geht, dann irren Sie. Die Qualität einer Rede hängt nicht von solchen Äußerlichkeiten ab, aber einfach mal nach oben gehen und erzählen, was man weiß, ist eben auch falsch. Inzwischen weiß die Wissenschaft eine ganze Menge darüber, wie man Menschen beeinflusst.
Profis würden Zahlen z.B. mit einer "Fallhöhe" präsentieren. Stellen Sie sich vor, der Verkauf in Ihrem Unternehmen wäre zu zehn Prozent digitalisiert, bei den beiden Konkurrenten ist das nur zu einem Prozent bzw. zwei Prozent der Fall. Das könnten Sie einfach erzählen. Sie könnten es aber auch umdrehen. Erst die Zahlen der Konkurrenz, dann das Publikum überlegen lassen, wie das im eigenen Unternehmen sein könnte, und dann die richtige Zahl, mit der niemand gerechnet hat. Diese Zahl behält jetzt jeder.
Ich habe Präsentationen mit Fehlern gesehen, die das Publikum finden musste (und mit Begeisterung danach gesucht hat). Ich habe Verlaufskurven gesehen, bei denen die überraschenden letzten Monate erst in einem zweiten Schritt enthüllt wurden, oder die Zahlen wurden in so eindrückliche Metaphern oder Stories verpackt, dass ich sie heute noch erzählen kann.
Das, was die meisten von uns über Vorträge wissen, stammt aus der Schule oder Universität. Aber Zuschauer sind eben keine Schüler oder Studenten, in deren Köpfe man eine Kernbotschaft hämmern muss, damit sie sie behalten. Es geht vielmehr um das Verstehen und möglicherweise darum, dass das Publikum anschließend handelt.
Eine Vorlesung beginnt mit einer Definition, einer Einordnung, einer These. Ein neues Verfahren wird erklärt, Ergebnisse werden dargestellt und daraus Schlüsse gezogen. Dann kommt das Problem, das wir damit lösen können.
In einem Vortrag, der Menschen begeistern soll, beginnen wir mit dem Problem. Der Redner braucht einen Saal voll nickender Menschen, weil sie genau das kennen, was er gerade auf der Bühne darstellt. Dann kommt die Vorstellung, wie es besser sein könnte, die Vision, ein gewünschter Endzustand, der die Zuhörenden nach einer Phase der Begeisterung automatisch auf die Frage bringt, wie das denn gehen soll. Erst nachdem das erklärt worden ist, kommt die Theorie, die neuen Namen, die Definitionen. Natürlich ist die Dramaturgie für jede Art von Rede ein klein wenig anders. Aber ohne dass ich jemanden bei seinem Problem abhole, wird sich für den Vortrag niemand interessieren.
Ein schlechter Redner stellt erst einmal sich selbst, sein Institut, seine Forschungsgruppe vor. Ein guter Redner liefert erst mal und wenn sich alle dafür interessieren, wer er denn ist, folgen die Infos zu Firma und Team. Moderne Vorträge, Internetfilme oder Websites sind vom Kunden aus strukturiert. Ich brauche immer erst einen Grund, warum ich mich für jemanden interessieren sollte.
Auch wenn ein Redner nichts von Design versteht und eher mit schlichten Folien arbeitet, so ist der Unterschied zwischen einer langweiligen und einer tollen Folie immens. Wir können einfach keine Glühbirnen mehr sehen, Darts in Zielscheiben oder Pfeile über und unter jeder Zahlenreihe, damit wir nur ja verstehen, dass es rauf oder runtergeht. PowerPoint ist ein exzellentes Mittel, gerade um Zahlen anschaulich zu machen, aber man sollte damit umgehen können. Wenn wir daran glauben, dass sich die Welt rasant verändert, dann gilt das eben auch für die Arbeit von Menschen, die vor Gruppen interessante Ergebnisse vorstellen.
Michael Rossié
In den kommenden Wochen erscheinen an dieser Stelle (in der Sidebar) sukzessive Beiträge zum Thema "Von Storytelling bis Data Viz: Die richtige Vermittlung von Forschungsergebnissen".
Michael Rossié ist seit 30 Jahren als Sprechtrainer & Coach für Radio- und Fernsehsender, sowie in allen Bereichen der Wirtschaft unterwegs.
In über 200 Vorträgen, Seminaren und Coachings jährlich arbeitet Michael Rossié mit allen, die in der Öffentlichkeit reden und diskutieren müssen. Er ist Spezialist für Präsentation und für schwierige Gespräche innerhalb und außerhalb der Firma.
Michael Rossié ist seit 2011 Vizepräsident des deutschen Rednerverbandes (GSA). Seit 2013 trägt er den Titel CSP (Certified Speaking Professional).
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