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Umfrage umsetzen: Wie stelle ich die richtigen Fragen?

Leitfaden „Umfrage erstellen“ Schritte 6-7
Wenn alle Fragen konkretisiert sind und die Themenschwerpunkte stehen, kann mit der eigentlichen Formulierung der sogenannten „Testfragen“ und Antwortkategorien einer Umfrage begonnen werden. Hierbei gibt es einiges zu beachten: Welche Frageformate sind für den Fragebogen geeignet? Welche Skalenniveaus sind erforderlich? Wie optimiere ich den Umfang und schaffe Abwechslung im Fragebogen?
Schritt 6: So formulieren Sie Fragen effektiv und korrekt
Programmfragen können nicht direkt als Testfragen in den Fragebogen übernommen werden. So enthält die Programmfrage aus unserem Beispiel: „Welche Einstellung haben Sie zu einer Weiterempfehlung des Marketing Clubs?“ den Begriff der „Einstellung“, der nicht eindeutig messbar ist. Um sie messen zu können, müssen bestimmte Indikatoren gefunden werden, die festlegen, welche Einstellung vorliegt. Die Testfrage: „Würden Sie den Marketing Club weiterempfehlen?“, macht eine Unterteilung in Dimensionen möglich. Mit den verschiedenen Antwortkategorien von „äußerst wahrscheinlich“ bis „unwahrscheinlich“, wird die Frage der Einstellung messbar.
Für eine Überführung von Programmfragen in Testfragen ergeben sich folgenden Schritte:
Schritte von Programmfragen zu Testfragen:
- Präzisierung der relevanten Begriffe, Konstrukte oder Variablen, bei Bedarf Unterteilung in Dimensionen
- Überführung in Fragebogen-Testfragen mit numerischen Antwortkategorien um Einstellungen und Meinungen messbar zu machen
(angelehnt an U. Föhl und C. Friedrich, Quick Guide Onlinefragebogen, 2022, S. 20)
Schritt 7: Meinungsfragen mit Antwortskalen richtig erstellen
Sogenannte „Skalen“ ermöglichen es, Einstellungen und Verhaltensweisen von Befragten in einer Umfrage zu messen. Das gängigste Erhebungsverfahren dazu ist die sogenannte Likert-Skala. Mithilfe einer mehrstufigen Antwortskala können die Teilnehmenden einer Umfrage ihre persönliche Meinung aus mehreren sogenannten Items zu einem bestimmten Thema auswählen.
In unserem Beispiel gehen die Items zur Weiterempfehlung von der negativen Einstellung „unwahrscheinlich“ bis hin zur positiven von „äußerst wahrscheinlich“ in zehn Stufen.
Matrixfragen nach der Likert-Skala
In Online-Umfragen werden für die Abfrage von Meinungen und Einstellungen häufig Matrixfragen eingesetzt. Hierbei stehen mehrere Aussagen, sogenannte Items, mit einer gleichen Anzahl von Rankingabstufungen zur Bewertung in einer Tabelle untereinander. Sie bieten den Vorteil, dass viele Aspekte auf einmal abgefragt werden können.
In unserem Beispiel können die Mitglieder des Marketing Clubs die Medienangebote vom Newsletter bis zur Vereinsseite zwischen den fünf Kategorien von „sehr zufrieden“ bis „sehr unzufrieden“ bewerten.
Unser Tipp:
Nutzen Sie nicht zu viele Matrixfragen in Ihrer Umfrage und setzen Sie nie mehr als sieben Items in einer Matrixfrage ein. Das Optimum der Rankingskalen liegt zwischen fünf und sieben Abstufungen. Die Teilnehmenden ermüden sonst schnell und das Risiko eines Absprungs erhöht sich.
Doppelmatrix
Beim Fragetyp der Doppelmatrix werden den Teilnehmenden zwei Fragen gleichzeitig gestellt und sie können dazu jeweils aus der zugehörigen Rankingskala die Antwort wählen. Diese Fragen sind mit großer Vorsicht und nur sehr sparsam zu verwenden, da sie aufwändig in der Beantwortung sind und dadurch die Wahrscheinlichkeit für einen vorzeitigen Ausstieg aus der Befragung erhöhen. Eine Doppelmatrixfrage sollte nur in Ausnahmefällen genutzt werden.
Welche Skalen wünschen sich die Befragten im Fragebogen?
- Intuitives Verstehen der Skala
- Präzise und fokussierte Fragen
- Schnelle Möglichkeit zum Entscheiden und Klicken
- Darstellung des eigenen Kategorieverständnisses
- Möglichkeit, keine Angabe machen zu müssen
(angelehnt an “Moderne Fragebogengestaltung“ von Axel Theobald)
PowerPoint-Präsentation (rogator.de)
Skalenniveaus im Fragebogen
Grundsätzlich unterscheidet man Skalen nach der Art der messbaren Eigenschaften und den Stufen der Skalierbarkeit. Es gibt formal vier Messmöglichkeiten und Skalentypen:
Nominalskalen sind die einfachste Form der Skalen mit dem niedrigsten Informationsgehalt. Anhand der Ausprägung zweier Merkmale lässt sich lediglich feststellen, ob Daten z. B. „gleich“ oder „ungleich“ sind, aber nicht, ob sie „gut“ oder „schlecht“ zu werten sind. Befragungsergebnisse können in keine logische Reihenfolge gebracht werden und quantitativ nicht unterschieden werden.
Beispiele: Geschlecht, Konfession oder Nationalität
Ordinalskalen bilden das nächsthöhere Skalenniveau ab und ermitteln neben einem Merkmal auch eine Rangfolge. Die Merkmale können nach „gleich“ oder „ungleich“ sortiert werden, aber auch bestimmten Rängen zugeordnet werden. Ordinalskalen entsprechen der Likert-Skala, denn sie sind rangskaliert. Allerdings sind die Abstände zwischen den Rängen nicht messbar und können unterschiedlich groß sein. Beispiel: Gefallen von bestimmten Produkten von 1 = sehr gut bis 6 = gefällt mir gar nicht
Intervallskalen sind die klassischen „Skalen“. Sie messen neben einem Merkmal eine Rangfolge und gehen von gleichen Abständen, den Intervallen, zwischen den Rängen aus. Bei der Intervallskala wird der Nullpunkt festgelegt und die Abstände sind klar definiert.
Beispiele: Temperatur, Energie, Kalenderdaten
Verhältnisskalen stehen für das höchste Skalenniveau. Die Merkmalsausprägungen werden als Zahl dargestellt. Bei ihnen haben alle Skalen die gleichen Abstände zwischen den Skalenpunkten, die Intervalle sind konstant und es liegt im Unterschied zur Intervallskala ein absoluter Nullpunkt vor.
Beispiele: Alter, Gewicht, Lautstärke, Währungseinheiten
Übersicht Testfragen nach Skalenniveau
In diesem Beispiel von typischen Fragen einer Umfrage finden Sie die einzelnen Skalenniveaus mit ihren Unterscheidungsmerkmalen in der Darstellungform im Fragebogen.
- Bei der Nominalskala zeigt sich die einfache Abfrage der Merkmale in "gleich" oder "ungleich".
- Die Ordinalskala zeigt eine Rangskalierung nach der Bedeutsamkeit.
- Auf der Intervallskala zeigt sich die Messung in einer Rangfolge nach gleichen Abständen von "sehr wichtig" bis "nicht wichtig".
- Bei der Verhältniskala wird die Merkmalsausprägung als Zahl, in diesem Fall dem Alter, abgefragt.
Zusammenfassung:
Ein Fragebogen entwickelt sich aus der Übersetzung der Programmfragen in Testfragen – es ist ein kreativer Prozess. Bei jeder Frage muss überlegt werden, welche Antwortmöglichkeiten man den Teilnehmenden optimalerweise anbietet in Hinblick auf die Ansprache der Zielgruppe, deren Erwartungen und das zu erzielende Ergebnis. Bestenfalls entsteht daraus ein Fragebogen mit einer abwechslungsreichen Mischung aus verschiedenen Fragetypen, die mit einer durchgehenden Struktur verständlich und ansprechend aufbereitet sind. Es gibt nicht eine allgemeingültige Methode, die zum Ziel führt, aber eine gut aufbereitete Umfrage erzielt in der Regel höhere Teilnahmequoten und führt zu einem erfolgreichen Forschungsergebnis.
Literaturnachweise:
Quick Guide Onlinefragebogen, 2022, U. Föhl und C. Friedrich
Marktforschung. In der Reihe "Modernes Marketing für Studium und Praxis". H.C. Weis und P. Steinmetz. Kiehl-Verlag.
Rogator AG I Moderne Fragebogengestaltung als pdf zum Download
Online-Umfragen: Tipps für die richtigen Skalen