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- Umfrage Teilnehmer: Wie ermittle ich die optimale Stichprobengröße?
Umfrage-Teilnehmende: Optimale Stichprobengröße

Leitfaden „Umfrage erstellen“ Schritte 12-15
Eine Umfrage dient dazu, Merkmale und Meinungen von einer bestimmten Gruppe von Menschen zu erheben. Die Gruppe, über die man eine Aussage treffen möchte, nennt sich Grundgesamtheit oder auch Population. Da meist nicht die gesamte Grundgesamtheit an einer Umfrage teilnehmen kann, muss vorab eine repräsentative Auswahl, eine Stichprobe, getroffen werden. Doch wie ermittelt man diese? Wann ist eine Stichprobengröße optimal und was ist bei der Stichprobenauswahl zu beachten?
Schritt 12: Wie erhalte ich eine repräsentative Stichprobe?
Die beste Lösung wäre in der Theorie immer, die ganze Grundgesamtheit zu befragen. Man spricht in diesem Fall von einer Vollerhebung. Dies ist aber fast immer aus Zeit- und Kostengründen nicht umsetzbar. Darum wird stattdessen meist aus dieser Gruppe nur ein Teil befragt, die sogenannte Stichprobe. Die Stichprobe repräsentiert also den Teil der Grundgesamtheit, der an der Umfrage teilnimmt (oder für die Umfrage eingeladen wurde). Ziel ist es, dass man anhand dieser Stichprobe dann Aussagen über die Grundgesamtheit treffen kann.
Hinweis:
Um bei einer Umfrage repräsentative und aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, ist eine durchdachte Auswahl der Stichprobe essenziell.
Wann ist eine Umfrage repräsentativ?
Damit anhand der Stichprobe Rückschlüsse auf die Grundgesamtheit gezogen werden können, muss die Stichprobe repräsentativ sein. Nur dann können die Ergebnisse verallgemeinert werden und somit Aussagen über die Grundgesamtheit getroffen werden. Dafür muss die Stichprobe ein verkleinertes Abbild der Grundgesamtheit darstellen. Das ist gegeben, wenn die Verteilung aller relevanten Merkmale in der Stichprobe der Verteilung in der Grundgesamtheit entspricht. In statistischem Sinne sind Stichproben nur dann repräsentativ, wenn sie per Zufallsauswahl gezogen wurden. Jedoch haben sich auch andere Verfahren wie die Quotenauswahl etabliert und werden als repräsentativ anerkannt. (siehe Abschnitt „So wählen Sie Ihre Stichprobe aus“)
Schritt 13: So berechne ich die optimale Stichprobengröße
Es gibt keine allgemeingültige Regel dafür, wie groß eine Stichprobe sein sollte. Das ist abhängig von der Größe der Grundgesamtheit und mit welcher Sicherheit man eine Aussage über die Grundgesamtheit anhand einer Stichprobe treffen möchte.
Wenn man eine Umfrage unter 100 Mitgliedern eines Fußballvereins durchführen möchte, genügen eventuell schon 30 Vereinsmitglieder, die zufällig ausgewählt wurden, um eine belastbare Aussage treffen zu können. Die Grundgesamtheit ist in diesem Beispiel definiert als "Alle Mitglieder des Fußballvereins“. Zudem muss auch berücksichtigt werden, ob einzelne Teilgruppen, wie z. B. nur Männer oder nur Frauen betrachtet werden müssen. Jede dieser Teilgruppen sollte dann als Faustregel mindestens 20 bis 25 Fälle umfassen. Allgemein ist es empfehlenswert, für eine Stichprobe 100 Fälle als Mindestzahl anzustreben, um typische Strukturen der Grundgesamtheit aufzudecken und den Einfluss von Ausreißern zu minimieren. Folgende Mindestgrößen einer Stichprobe haben sich als grobe Richtlinie etabliert:
Übersicht Stichprobengrößen
- 2.000 bis 3.000 Personen: Repräsentative allgemeine Bevölkerungsumfragen, bei denen auch differenziertere Subgruppenanalysen möglich sein sollen
- 1.000 Personen: Repräsentative allgemeine Bevölkerungsumfragen mit vorwiegend deskriptiver Zielsetzung
- 500 Personen: Repräsentative Umfragen in spezifischen homogenen Gruppen (z. B. Studierende einer Hochschule oder Angehörige bestimmter Berufe).
- 100 bis 200 Personen: Repräsentative Umfragen in spezifischen homogenen Gruppen mit vorwiegend deskriptiver Zielsetzung.
(entnommen aus Jacob et al. (2019), S. 73)
Unser Tipp:
Die optimale Stichprobengröße, die für die eigene Umfrage als Minimum angestrebt werden sollte, lässt sich mit einem Stichprobenrechner berechnen.
Schritt 14: Wie komme ich an meine Stichprobe?
Ein Problem dabei ist, dass die Teilnahmebereitschaft an Umfragen immer weiter sinkt. Eine gute, aber dafür nicht ganz günstige Möglichkeit an Umfrageteilnehmer zu kommen, wenn die Grundgesamtheit nicht zu spezifisch ist, sind Online-Access-Panels. Hier sind Personen registriert, die sich bereit erklärt haben, regelmäßig an Online-Umfragen teilzunehmen. Dafür erhalten sie im Gegenzug meist eine kleine Belohnung in Form von Geld oder Gutscheinen.
Allgemein ist der beste Weg zur Rekrutierung von Teilnehmenden abhängig von der Studie. Über soziale Medien lässt sich die Online-Umfrage mit relativ wenig Aufwand gut verbreiten. Es gibt auch auf Facebook eigene Gruppen rund um Umfragen, in denen Teilnehmende gefunden werden können. Daneben bietet es sich je nach Thema auch an, denen eigenen Bekanntenkreis zu nutzen und die Umfrage dort zu verbreiten.
Eine andere Möglichkeit ist das Zusenden des Umfragelinks per E-Mail. Möchte ich z. B. Kunden, Mitarbeitende oder Mitglieder eines Vereins befragen und habe als Grundlage eine entsprechende E-Mail-Liste zur Verfügung, bietet sich dieser Kontaktweg an. Zudem können Unternehmen den Link zur Umfrage auch auf ihrer eigenen Webseite integrieren. Dies bietet sich für Befragungen von (potenziellen) Kunden an.
Schritt 15: So wählen Sie Ihre Stichprobe aus
Grundsätzlich kann bei der Auswahl von Stichproben zwischen zufälligen und nicht-zufälligen Verfahren unterschieden werden. Bei einer Zufallsauswahl hat jedes Element aus der Grundgesamtheit eine berechenbare (von Null verschiedene) Chance, in die Stichprobe der Umfrage zu gelangen. Dafür muss die Grundgesamtheit vollständig bekannt und klar definiert sein. Nur bei Zufallsauswahlen können die Ergebnisse mathematisch fundiert auf die Grundgesamtheit verallgemeinert werden, deswegen ist in statistischem Sinne Repräsentativität nur bei Zufallsauswahlen gegeben. Das heißt aber nicht, dass alle nicht-zufälligen Verfahren grundsätzlich ungeeignet sind. Wenn eine nicht-zufällige Auswahl theoretisch begründet und nachvollziehbar ist, kann sie ebenfalls verwendet werden, um zumindest Aussagen über die befragte Stichprobe zu ermitteln.
In der Realität ist eine Zufallsauswahl oft schwierig umzusetzen, da sie meist viel Aufwand erfordert und so das Budget schnell übersteigt. Zudem ist eine Zufallsauswahl auch nicht zu realisieren, wenn die Grundgesamtheit nicht bekannt oder klar abzugrenzen ist. Das wäre z. B. der Fall, wenn Veganer befragt werden sollen, denn es kann nicht herausgefunden werden, wer alles zu dieser Grundgesamtheit gehört – es gibt schließlich keine Liste, in der alle Veganer aufgelistet sind.
a. Möglichkeiten der Zufallsauswahl
Einfache Zufallsauswahl
Man spricht von einer einfachen Zufallsauswahl, wenn jedes Element der Grundgesamtheit die exakt gleiche Chance hat, in die Stichprobe zu gelangen. Das ist nur möglich, wenn die Grundgesamtheit vollständig vorliegt, z. B. in Form einer Liste. Wenn ich eine Umfrage unter Kunden oder Studierenden einer bestimmten Hochschule durchführen möchte und eine Liste mit allen E-Mail-Adressen habe, kann ich aus dieser Liste zufällig E-Mail-Adressen „ziehen“. Häufig fängt man an einer bestimmten Stelle an und zieht dann z. B. jedes fünfte oder jedes zehnte Element. Oder man ordnet über ein Programm wie Excel jeder Person eine Zufallszahl zu.
Geschichtete Zufallsauswahl
Bei der geschichteten Zufallsauswahl wird die Grundgesamtheit zunächst in Untergruppen eingeteilt. Die Grundgesamtheit kann z. B. nach Alter oder Einkommen geschichtet werden. Wenn ich eine Mitarbeiterbefragung durchführen möchte, kann auch jeder Unternehmensstandort eine Untergruppe bilden. Oder wenn Studenten einer Hochschule befragt werden, könnte jeder Fachbereich eine Untergruppe sein. Aus jeder Untergruppe wird dann eine einzelne Stichprobe nach der einfachen Zufallsauswahl gezogen.
b. Möglichkeiten von nicht zufälliger Auswahl
Bewusste Auswahl
Bei der bewussten Auswahl liegt eine Definition der Grundgesamtheit und ein Auswahlplan vor, das heißt die Auswahl der Stichprobe folgt einer bewussten Entscheidung.
Das am meisten verwendete, nicht zufällige Verfahren zur Ziehung der Stichprobe ist das Quotenverfahren. Durch das Quotenverfahren soll erreicht werden, dass die Verteilung in der Stichprobe exakt der Verteilung der Grundgesamtheit entspricht. Dafür muss also für alle Merkmale, die quotiert werden sollen, die Verteilung in der Grundgesamtheit bekannt sein. Dann werden vor Ziehung der Stichprobe für einzelne Merkmale bestimmte Quoten vorgegeben, z. B. für Geschlecht, Alter oder Berufstätigkeit. Wenn also die Grundgesamtheit zu 60 Prozent aus Frauen besteht, werden die Quoten so festgelegt, dass dies auch in der Stichprobe der Fall ist. Auch wenn das Quotenverfahren nicht zufällig ist, wird es als repräsentativ anerkannt und hat sich etabliert. Der große Vorteil ist, dass es vergleichsweise schnell und kostengünstig umzusetzen ist.
Willkürliche Auswahl
Bei der willkürlichen Auswahl liegt keine klare Definition der Grundgesamtheit sowie ein Auswahlplan zugrunde. Ein häufiges Beispiel sind Passanten-Befragungen, bei denen Personen wahllos auf der Straße angesprochen werden, um an der Umfrage teilzunehmen. Oder wenn man einen Umfragelink über Social Media postet und hofft, dass jemand teilnimmt. Die willkürliche Auswahl ist sehr einfach umzusetzen, allerdings für wissenschaftliche Umfragen in der Regel ungeeignet.
Literaturnachweise:
Jacob, Rüdiger; Heinz, Andreas; Décieux, Jean Philippe (2019): Umfrage (4. Aufl.), Boston: De Gruyter
Mayer, Horst Otto (2013): Interview und schriftliche Befragung (6. Aufl.), München: Oldenbourg Verlag
www.surveymonkey.de