Pavol Sikula, AskBrian Wenn die Maschine die Forschung übernimmt

Hey Brian! So wie auch Alexa soll der digitale Assistenz AskBrian per Sprachsteuerung funktionieren. (Bild: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Ann-Sophie Fjelloe-Jensen)
In 15 Jahren Managementberatung habe ich mich viel mit Research befasst: Informationen sammeln, auswerten, darstellen und in verwendbare ‚Produkte‘ gießen. Vor über vier Jahren habe ich dann zusammen mit unserem Team angefangen all die wiederkehrenden Aufgaben im Leben von Managementberatern zu automatisieren – in der Gestalt eines digitalen Assistenten Namens Brian.
Unweigerlich deckte er auch immer mehr Aufgaben aus dem Bereich des Research ab – ja, bereits heute automatisiert er einige „Research“-Aufgaben. Da unser Ansatz ist, nicht das Rad neu zu erfinden, sondern die besten verfügbaren Datenbanken und Technologien zu einem für den User einfachen Produkt zusammenzufügen, glauben wir einen recht guten Überblick zu DIY Research-Angeboten zu haben.
Phase 1: Wie es anfing - der AI Research Assistent als Zugang zu strukturierten Datenbanken
In der immer komplexeren Welt ist es oft sehr schwer den Überblick zu behalten, wo man sich welche Daten besorgen kann. Googeln hilft, zu oft sind aber die sinnvollsten Einträge gut in den Tausenden von Suchergebnissen versteckt. In der ersten Phase von Brian haben wir also die häufigsten Research Use Cases durch die Anbindung von ausgewählten strukturierten Datenbanken (Refinitiv, Damodaran, Weltbank, North Data…) umgesetzt.
Der Vorteil? Statt zu googeln, sich mit Providern und Tools auseinanderzusetzen oder Zugänge selbst kaufen zu müssen sind die User in der Lage einfach das zu bekommen, was die brauchen. Zum Beispiel: „Hey Brian, schicke mir das SG&A Ratio in Automotive!“ oder „Schicke mir die Informationen zu Siemens!“
Ähnlich wie bei Alexa übersetzt der Assistent die Anfrage aus menschlicher Sprache in einen strukturierten API-Call und „hinten“ wird alles ziemlich deterministisch angefragt, für den User attraktiv und übersichtig dargestellt und verschickt. Innerhalb von Sekunden.
Phase 2: Der AI Research Assistent kreiert qualitativen Inhalt
Während wir in der ersten Phase KI zur Übersetzung zwischen Mensch und Maschine genutzt haben, haben wir unserem AI-Assistenten vor ein paar Monaten beigebracht qualitativen Inhalt zu kreieren. Durch die Verdichtung der Inhalte im Internet (Wikipedia 3 Prozent der Datenbasis) ist der Assistent in die Lage versetzt worden beliebige Fragen zu beantworten, „Bullets“ zu formulieren und sogar zu einem beliebigen Thema zu brainstormen.
Dabei wird nicht bestehender Inhalt wiedergegeben, sondern basierend auf der Anfrage ein neuer Inhalt synthetisch erstellt. Mithilfe fortgeschrittener KI-Modelle, die auch genutzt wurden, um eine Fortsetzung von Harry Potter zu verfassen.
Was hat dies mit Research zu tun? Informationen werden in Sekunden gefunden, verknüpft und für den Nutzer verdichtet. Langwieriger Desktop Research entfällt weitgehend, weitere Use Cases folgen. Die nächste Fähigkeit unseres Research-Assistenten wird die verlässlichen sturkturierten Daten und qualitativen Inhalte zu einem Paket schnüren – in der Form von Industrie-Briefings. „Schicke mir das Industrie-Briefing zu Automotive“ wird eine Reihe von Prozessen triggern, die ein umfangreiches Gesamtergebnis inklusive Top Player, Benchmarks, News sowie Porter’s Five Forces, Kernherausforderungen und Megatrends umfassen. Solche Briefings werden für Beratungen bislang häufig durch eigene oder externe Forschung erstellt.
Phase 3: Wohin die Reise des AI Assistenten geht und wie diese mit Yoda zusammenhängt
Die gleiche Technologie, die wir bereits nutzen, um innerhalb von Sekunden Ideen zu einem beliebigen Thema zu formulieren, kann genutzt werden, um Gespräche mit virtuellen wie auch realen Personen zu simulieren. Man kann sich so mit Yoda über den Sinn des Lebens, über die Galaxis oder über seine Handyvorlieben unterhalten. Ein synthetisches Interview führen. Wenn man diesen Gedanken weiterspinnt, ist man bereits heute in der Lage tausende von virtuellen Persönlichkeiten zu kreieren, die an jeder Umfrage teilnehmen, innerhalb von Sekunden antworten und die Ergebnisse in der gewünschten Form liefern. Ein Milliardenmarkt, der vor einem Umbruch steht.
Ähnlich wie bei Übersetzungen werden die Kunden in nicht allzu weiter Zukunft überlegen, ob sie eine synthetische „Instant Survey“ nutzen oder auf aufwendige Umfragen unter Menschen zurückgreifen.
Was nicht so früh passieren wird und was es für uns Menschen bedeutet
Die Technologie ermöglicht es uns Menschen viel effizienter unsere beschränkte Zeit zu nutzen und so auch den Kunden viel mehr an Mehrwert zu liefern. Trotzdem ist es vielleicht wichtiger denn je, die Arbeitsergebnisse der „Maschinen“ zu hinterfragen, die richtigen Fragen zu stellen und punktgenau auf den Kontext der spezifischen Situation einzugehen. Die DIY Tools werden mit KI menschenähnlicher und sind mehr und mehr in der Lage Unglaubliches zu leisten, machen aber auch Fehler. Fehler, die sich nur bedingt technologisch vermeiden lassen. Ich bin davon überzeugt, dass wir Menschen unersätzlich sind, und mit smart eingesetzten Tools auch unschlagbar.
ÜBER DEN AUTOR

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