Stimmungsbarometer in der Marktforschung: Optimistischer Blick in die Zukunft bleibt

Köln – Die Marktforschungsbranche blickt weiterhin optimistisch in die Zukunft: Die Zahl der Unternehmen, die von einer positiven Geschäftsentwicklung in den nächsten sechs Monaten ausgehen, ist im dritten Quartal dieses Jahres deutlich gestiegen und hat nahezu das Niveau wie vor Ausbruch der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise erreicht. Gleichzeitig geht auch der Trend bei der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage erstmals wieder leicht nach oben. Dies ist das Ergebnis der aktuellen Befragung zum "Stimmungsbarometer in der Marktforschung", die marktforschung.de quartalsweise in Kooperation mit der webfrager GmbH bei Geschäftsführern und Vorständen deutscher Marktforschungs- und Feldinstitute durchführt.

Derzeit rechnen 43 Prozent der befragten Institutsverantwortlichen mit einer Verbesserung der Geschäftslage ihres Unternehmens im nächsten Halbjahr. Dies ist der mit Abstand höchste Wert seit September letzten Jahres, wo lediglich ein Prozent mehr als aktuell von einer positiven Entwicklung ausgegangen war. Auch der Anteil derer, die eher einen negativen Trend erwarten, liegt mit aktuell sechs Prozent nur noch minimal über dem Wert von vor gut einem Jahr (vgl. Chart 1).

Erstmals seit Beginn der Krise steigt die Zahl der Befragten wieder, die die derzeitige Geschäftslage Ihres Institutes als positiv bezeichnen. Mit aktuell 31 Prozent liegt dieser Wert aber nur unwesentlich über dem bisherigen Tiefpunkt im zweiten Quartal dieses Jahres (28 Prozent) und markiert gleichzeitig den zweitschlechtesten Stand seit Beginn der Erhebung im September 2008. Spiegelbildlich dazu verhält sich der Anteil der Institutsverantwortlichen, die die aktuelle Geschäftslage als schlecht einstufen (25 %): auch hier ist eine rückläufige Tendenz zu erkennen. Die mit 44 Prozent meisten Befragten bezeichnen die momentane Situation als befriedigend (vgl. Chart 2). Trotz der positiven Tendenzen kann sicherlich noch keine Entwarnung für die Marktforschungsbranche gegeben werden, zumal mehr als zwei Drittel der Unternehmen angaben, von Auftragsstornierungen infolge der Wirtschaftskrise betroffen zu sein. Dieser Wert ist damit nochmals gestiegen (vgl. Chart 3). 

Stagnation bei der Zahl der Beschäftigten

Mit Veränderungen hinsichtlich der Zahl der Beschäftigten ist in den Unternehmen derzeit eher nicht zu rechnen. So gaben drei Viertel der befragten Institutsverantwortlichen an, dass die Mitarbeiterzahlen in den nächsten drei Monaten voraussichtlich gleich bleiben. Dass die Zahl der Beschäftigten steigt, erwarten 14 Prozent, von sinkenden Mitarbeiterzahlen gehen derzeit 10 Prozent aus. Der leicht positive Trend, der sich im zweiten Quartal dieses Jahres abgezeichnet hatte, setzt sich damit nur bedingt fort (vgl. Chart 4).

Positiver Trend insbesondere im Bereich der qualitativen Forschung

Die tendenziell positive Entwicklung bei der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage kommt insbesondere bei den Unternehmen zum tragen, die sich auf qualitative Forschung spezialisiert haben. Hier sind die Veränderungen im Vergleich zur Vorwelle am größten: Hatten im zweiten Quartal noch 50 Prozent die aktuelle Situation als schlecht bezeichnet, so sind dies nun nur noch 30 Prozent. Als gut bezeichnen ihre Geschäftslage derzeit 35 Prozent und damit vier Prozent mehr als im Sommer. Analog zur Entwicklung in der gesamten Branche sind leichte positive Tendenzen auch bei den Anbietern quantitativer Forschung sowie bei den Instituten zu sehen, die die gesamte methodische Bandbreite abdecken, allerdings sind diese weit weniger signifikant. Besonders optimistisch schauen aber die quantitativen Forscher in die Zukunft: Deutlich mehr als die Häflte der Befragten rechnet hier mit einer Verbesserung der Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten. Dieser Wert lag vor drei Monaten noch bei lediglich 35 Prozent. Aber auch die Anbieter qualitativer Forschung sind optimistisch: aktuell 42 Prozent (Vorwelle: 29 Prozent) gehen hier von einer positiven Entwicklung aus. Etwas verhaltener schauen die Unternehmen in die Zukunft, die beide Forschungsrichtungen anbieten: hier liegt der Anteil derer, die mit einer Verbesserung der Geschäftslage rechnen, mit 34 Prozent im Vergleich zu den beiden anderen Institutsgruppen am niedrigsten (vgl. Charts 5 und 6).

Unternehmensgröße für die Geschäftslage derzeit weniger relevant – kleinere Unternehmen können von positiver Tendenz am wenigsten profitieren

Die Unternehmensgröße wirkt sich aktuell auf die Beurteilung der Geschäftslage weniger stark aus als noch im zweiten Quartal. Waren es im Sommer noch in erster Linie die kleinen Unternehmen mit einem Jahresumsatz von unter einer Million Euro, die sich positiv von der Branche abhoben, so spiegelt sich derzeit der gesamte Stand in allen Unternehmensgrößen. Dies bedeutet allerdings, dass sich die leicht positiven Tendenzen hinsichtlich der aktuellen Geschäftslage bei den kleinen Unternehmen am wenigsten auswirken, im Gegenteil: der Anteil derer, die ihre derzeitige Situation als gut bezeichnen, liegt mit 31 Prozent zwei Prozentpunkte unter der Vorwelle, gleichzeitig ist die Zahl der negativen Einschätzungen von 27 auf 31 Prozent gestiegen. Dies verhält sich konträr zu den Einschätzungen der größeren Unternehmen, bei denen die Tendenz weitgehend positiv ist. Die signifikanteste Verbesserung gibt es bei den mittleren Instituten mit einem Jahresumsatz von einer bis fünf Millionen Euro. Hier sank der Anteil der negativen Bewertungen der aktuellen Geschäftslage von 38 auf 26 Prozent. Damit hat sich die optimistische Einschätzung dieser Institutsgruppe in der Vorwelle bewahrheitet: Fast die Hälfte der Befragten war hier von einer Verbesserung der Geschäftslage ausgegangen.

Dieser Anteil hat sich aktuell deutlich verändert: Derzeit rechnen 40 Prozent der mittelgroßen Unternehmen mit einer positiven Entwicklung. Mit 47 Prozent besonders optimistisch zeigen sich derzeit die kleinen Unternehmen, der Anteil positiver Zukunftseinschätzungen liegt aber auch bei den großen Unternehmen mit über fünf Millionen Euro Umsatz im Jahr mit 46 Prozent nur marginal darunter. Besonders signifikant: in der Vorwelle hatten hiervon lediglich sieben Prozent der befragten Institutsverantwortlichen angegeben, dass Sie mit einer Verbesserung der Geschäftslage rechen (vgl. Charts 7 und 8).

Offenbar zeichnen sich also momentan gerade für die großen Unternehmen gute Zukunftsperspektiven ab.

Zur Umfrage:

Für das "Stimmungsbarometer in der Marktforschung" werden Vorstände und Geschäftsführer der Marktforschungs- und Feldinstitute von der webfrager GmbH in Kooperation mit marktforschung.de regelmäßig zur konjunkturellen Situation sowie weiteren branchenrelevanten Themen befragt. Die aktuellen Daten wurden im Zeitraum vom 04. bis zum 14. September unter 99 Teilnehmern erhoben.

Die webfrager GmbH ist ein im Jahr 2001 gegründetes Feldinstitut mit Sitz in Bochum, das verschiedene Dienstleistungen im Bereich der Online-Marktforschung anbietet. Zu dem Produktportfolio gehören unter anderem ein eigenes Consumer- und ein IT-Panel in Deutschland. Darüber hinaus programmiert und hostet webfrager Mitarbeiter- und Kundenbefragungen.

 

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