Qualität in der Marktforschung sichern mit gut ausgebildeten Nachwuchsforschern
Köln - Im Rahmen der Erhebung zum Stimmungsbarometer haben sich 151 Institutsleiter auch zur derzeitigen Ausbildungssituation in der Branche geäußert. Die Ergebnisse zeigen zum einen, dass die Differenzierungsmöglichkeiten bezüglich der Mitarbeiterqualifikation durch die Veränderungen – Ausbildungsberuf und Bolognaprozess - geschätzt werden. Die Daten zeigen aber auch, dass in der Branche eine ausgeprägte Sensibilität dafür besteht, die hohen Qualitätsstandards durch einen entsprechenden Akademikeranteil auch in Zukunft zu sichern.
Viel Zustimmung zum Ausbildungsberuf
Der Ausbildungsberuf zum Fachangestellten für Markt- und Sozialforschung (Fams) wird von über 80 % der Befragten positiv beurteilt.

Ein Viertel der Institute bildet selbst aus, 12 % haben allerdings noch nichts von dem neuen Ausbildungsberuf gehört.

Das große Interesse und Engagement, sich ausführlich mit der Ausbildung des Nachwuchses auseinanderzusetzen, zeigt sich in den ausführlichen offenen Antworten. Zunächst einmal wird es positiv gesehen, dass die Branche für die eigene Nachwuchsbildung sorgt und "endlich" einen eigenen Ausbildungsberuf hat. Außerdem wird wahrgenommen, dass damit auch das Image der Branche in der Gesellschaft gestärkt wird. "Der neue Ausbildungsberuf unterstützt den Stellenwert der Marktforschung für die Gesellschaft", so die Aussage.
Viele Befragten sind darüber hinaus der Meinung, dass es im Institut nicht nur Aufgaben gibt, die eine akademische Ausbildung erfordern, sondern dass auch Sachbearbeiter oder Assistententätigkeiten zum täglich Geschäft gehören: "Der Akademikeranteil ist für viele Bereiche einfach zu hoch. Die Abläufe sind so zu zerlegen, dass sie von gut ausgebildeten Realschülern oder Abiturienten erledigt werden können." Auch die Inhalte der Ausbildung werden positiv gesehen. Dieses Argument wird insbesondere von Befragten vorgetragen, die auch bisher schon ausgebildet haben: "Endlich gibt es auch unterhalb des Studiums eine fachadäquate Ausbildung. Früher war es der Bürokaufmann, der missbraucht wurde."
Natürlich gibt es auch kritische Stimmen. Vielfach wird bemängelt, dass es zu wenig Ausbildungsstandorte gibt und die Auszubildenden lange Fahrwege in Kauf nehmen müssen. Letztlich dokumentiert diese Kritik natürlich auch das Interesse an dem FAMS. Einige Stimmen warnen vor der "Deakademisierung" der Branche und befürchtet, dass die "analytische Intelligenz" verloren geht. Der Schwerpunkte der Ausbildung sei quantitativ und würde damit letztlich die zunehmende Standardisierung der Marktforschung in den großen Instituten fördern.
Zusammenfassend stellt sich die Meinung in der Branche deutlich positiv dar, wobei es jedoch auch ernstzunehmende Befürchtungen gibt, die Qualität der Forschung würde durch die Beschäftigung nichtakademischer Mitarbeiter leiden.
Master vor Bachelor
Auch das im Rahmen des Bologna-Prozesses eingeführte gestufte Studiensystem aus Bachelor und Master bietet in den Augen der befragten Institutsleiter die Möglichkeit, Positionen in Zukunft differenzierter zu besetzen: 61 % geben an, dass für Stellen, die bisher mit diplomierten Absolventen besetzt wurden, zukünftig sowohl Absolventen mit Bachelor- als auch mit Masterabschluss in Frage kommen. Sofern die Befragten die Differenzierungsmöglichkeit nicht nutzen wollen, ist der Masterabschluss klar überlegen. 22 % wollen Masterabsolventen anstelle der Diplomierten beschäftigen, nur 5 % planen die Einstellung von Mitarbeitern mit Bachelorabschluss.

Wie wichtig den Institutsleitern eine gute oder sehr gute Qualifikation ist, zeigt sich auch bei den Empfehlungen, die sie Jugendlichen geben, die in der Marktforschung Karriere machen wollen: Über die Hälfte empfehlen den Masterabschluss, 10 % sogar die Promotion. Die Ausbildung wird eher als möglicher Einstieg in die Branche gesehen, sollte jedoch mit einem akademischen Abschluss weiter geführt werden, wenn leitende Positionen angestrebt werden.

Die Frage "Wie werde ich Marktforscher" beinhaltet auch die Frage nach dem richtigen Studiengang. Es zeigt sich, dass unterschiedliche Wege zum Ziel führen: 36 % empfehlen ein wirtschaftliches Studium, 30 % die Psychologie und 21% die Soziologie.

In den offenen Antworten zeigt sich, dass viele Institutsleiter ein interdisziplinäres Studium empfehlen, eine Fächerkombination, die sowohl psychologisches also soziologisches Wissen vermittelt und dabei betriebswirtschaftliche Grundlagen vermittelt. Bei den konkreten Empfehlungen wird immer wieder die Fachhochschule Pforzheim mit dem Studiengang Marktforschung genannt. In den offenen Antworten wird aber auch deutlich, dass das Interesse für ein Fach ebenso wichtig ist wie der konkrete Abschluss. Der Wunsch zu Forschen und ein intrinsisch motiviertes Bedürfnis nach Erkenntnisfortschritt ist in den Augen der Befragten Institutsleiter wichtig, um ein guter Marktforscher zu werden.