Britisches Konsumklima fällt nach Brexit-Votum deutlich
GfK
Noch immer ist die durch das britische EU-Referendum ausgelöste Unsicherheit in Europa nicht abgeklungen. Auch die Briten selbst machen sich laut einer GfK-Studie große Sorgen, wie es mit ihrem Land weitergeht. Das britische Konsumklima sank jedenfalls drastisch.

Wie GfK in einer Sonderumfrage unmittelbar nach dem Urnengang am 23. Juni herausgefunden hat, sank der Gesamtindikator des britischen Konsumklimas um 8 Punkte auf nun -9 Zähler. So stark ist der Gesamtindikator seit über 21 Jahren (Dezember 1994) nicht mehr gefallen. Darüber hinaus wiesen auch alle Einzelindikatoren nach unten. Zudem zeigt sich innerhalb der Studie eine weiterhin tiefe Spaltung innerhalb der Gesellschaft hinsichtlich der Bewertung des Ergebnisses: Während der Gesamtindikator unter den "Remainern" – also diejenigen Personen, die für einen Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union gestimmt hatten – sogar auf -13 Punkte fiel, sind die "Leaver" deutlich optimistischer. Ihrer Ansicht nach fällt das Konsumklima lediglich auf -5 Zähler.
Die Meinungen über die Folgen des Votums gehen weit auseinander
Darüber hinaus lassen sich aus der Befragung auch regionale sowie alters- und einkommensspezifische Unterschiede in der Bewertung des Konsumklimas ableiten. So fiel der Gesamtindikator beispielsweise im Norden Englands um ganze 19 Punkte. Auch in Schottland stürzte er mit einem Minus von 11 Punkten geradezu ab, während der Süden Englands inklusive London mit einem Rückgang von 2 Zählern vergleichsweise gelassen bleibt. Einen besonders großen Stimmungsabfall konnte zudem unter den jungen Briten (16 bis 29 Jahre) verzeichnet werden: In dieser Altersgruppe sank der Gesamtindikator um 13 Punkte – dennoch bleibt die jüngere Bevölkerungsschicht insgesamt die optimistischste. Sorgenvoll blicken zudem die Verbraucher mit einem Haushaltseinkommen von 25.000 bis 49.999 Pfund in die Zukunft: Hier sank das Konsumklima um 16 Punkte.
Briten schauen sorgenvoll in die Zukunft
Doch auch abgesehen von diesen Details lässt sich ein allgemeiner Stimmungsrückgang in Großbritannien verzeichnen. "In dieser Zeit der Unsicherheit ist die Stimmung der Bürger sehr deutlich zurückgegangen. Das zeigt sich daran, dass jeder der vier wichtigsten Einzelindikatoren gesunken ist. Am deutlichsten ist das bei der Einschätzung zu sehen, wie sich die britische Wirtschaft in den nächsten zwölf Monaten entwickeln wird", erklärt Joe Staton, Head of Market Dynamics bei GfK. So sind die Briten in ihren Zukunftsprognosen überwiegend pessimistisch: Demnach erwarten 60 Prozent der Befragten, dass sich die wirtschaftliche Situation in ihrem Heimatland innerhalb der kommenden zwölf Monate verschlechtern wird – im Juni hatten dies lediglich 46 Prozent vermutet. Zudem prognostiziert ein Drittel (33 Prozent), dass die Preise in den nächsten zwölf Monaten deutlich steigen werden – bei der letzten Befragung sagten das nur 13 Prozent.
Laut der GfK-Studie könnte sich diese Stimmung besonders auf einige Branchen schon bald negativ auswirken. "Unsere Analyse deutet darauf hin, dass in der unmittelbaren Folge des Referendums die Bereiche Reise, Mode und Lifestyle, Home und Living, Do-it-yourself sowie der Lebensmitteleinzelhandel besonders betroffen sein werden, falls die Verbraucher ihre persönlichen Ausgaben reduzieren werden. Wir wissen aus früheren Phasen der Unsicherheit, dass Verbraucher in solchen Zeiten zu bekannten Marken zurückkehren, denen sie als Garant für gute Qualität und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis vertrauen", so Joe Staton.
Zur Studie:
Für diese Studie wurden vom 30. Juni bis zum 5. Juli 2016 2.002 Personen online befragt. Die im GfK Konsumklima Großbritannien enthaltenen Daten haben eine Schwankungsbreite von +/-2 Prozent.
tt
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